
Problematische Inhaltsstoffe bei Rosacea
Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt, was geeignete Pflegeprodukte bei Rosacea ausmacht.
Die Kosmetikindustrie hat darauf eine scheinbar einfache Antwort: Wirkstoff X, Wirkstoff Y oder Wirkstoff Z (oder alle zusammen) in eine Creme oder Serum eingefügt und schon verschwindet deine Rosacea. Doch so einfach ist das leider alles nicht. Warum?
- Zum einen basiert die Verbesserung der Rosacea nicht nur auf der richtigen Pflege, sondern auch auf der Ernährung und weiteren Verhaltensweisen. Die Pflege ist nur ein (wichtiger) Baustein von mehreren.
- Ein eigentlich guter Wirkstoff kann noch so toll sein - wenn der Rest der Pflegeroutine nicht passt, dann hilft das deiner Haut trotzdem nicht.
- Es kommt nicht nur auf die Wirkstoffe im angepriesenen Produkt an, sondern auch auf die Produktgrundlage, in die der Wirkstoff eingearbeitet ist. Bei einer Creme ist das zum Beispiel die fetthaltige Grundlage. Auch hier kann eine Menge Rosacea-Unfreundliches enthalten sein (Alkohol, Parfum,...) und die Erkrankung weiter vorantreiben.
- So mancher Wirkstoff, der gegen Rötungen bei Rosacea helfen sollen, ist entweder nur im Reagenzglas (in vitro) erforscht worden und/oder die Studie wurde vom Wirkstoff-Hersteller selbst durchgeführt, was natürlich immer etwas unglaubwürdiger wirkt, als wenn ein unabhängiges Forschungslabor den Stoff objektiv untersucht.
- Die Kosmetikindustrie neigt teilweise dazu (wahrscheinlich aus Marketingzwecken) eher mehr als zu wenig Wirkstoffe in ein Produkt zu tun, um zu suggerieren: Hier sind viele Dinge drin, die helfen. Viel hilft viel, scheint das Motto zu sein. Bei Rosacea kann das fatal sein.
- Gerade bei Pflanzenextrakten (und einige der angeblichen Wunderstoffe der Kosmetikindustrie basieren auf Pflanzenextrakten) bin ich inzwischen vorsichtig geworden und verwende kaum noch Produkte damit. Warum? Pflanzenstoffe sind mitunter potente Aktivstoffe und können, die nicht jede empfindliche Haut verträgt. Aber natürlich gibt es auch viele Pflanzenextrakte, die die Haut nicht reizen, sondern ihr helfen.
- Hinzu kommt noch, dass jede Haut individuell ist und nicht jede Rosacea-Haut gleich ist. Denn manchmal gibt es gleichzeitig mit der Rosacea auftretende Hauterkrankungen (Malassezia, Akne, POD,...) oder Hauttypen, die das Bedürfnis mit bestimmen.
🙅♀️ "Do no harm" 🙅♀️
Entsprechend habe ich mich gefreut, als eine wissenschafliche Veröffentlichung, die sich mit der richtigen Pflege (cleanser und moisturizer) bei Rosacea befasst, zum selben Schluss kam wie ich: "Do no harm!", schreiben die Wissenschaftler am Ende im Fazit. Weniger ist mehr könnte man alternativ auch sagen. ABER: Das Wenige, was man verwendet, muss eben auch das Richtige sein!
Es geht bei der Rosacea also meiner Meinung nach mehr darum, was man nicht macht und was man eher weglässt, als das, was man ihr zufügt und ihr potentiell damit schadet. Es handelt sich eben nunmal um eine Krankheit, um eine überempfindliche Haut mit Neigung zu Entzündungen.
😱 Angstmacherei in der Kosmetikwelt 😱
In der Kosmetikwelt gibt es viel Angstmacherei - teilweise berechtigt, teilweise unberechtigt. Immer wieder mal werden einzelne Stoffe an den Pranger gestellt, die - wie sich dann teilweise heraus stellt - nicht mehr oder nicht weniger schädlich sind, als andere Stoffe, zu denen es beispielsweise bislang einfach noch keine entsprechende Untersuchung gab.
Aber klar: Manchmal bestätigt sich die Angstmacherei auch.
Was ich sagen will: Man kann sich informieren, darf aber nicht vergessen, dass alles oft nicht so einfach ist, wie es uns weisgemacht werden soll.
Was ich in meinen vielen Jahren Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken gelernt habe, ist vor allem eins: Man muss demütig und offen bleiben dafür, dass es meist auch eine Gegenseite gibt, die uns ähnlich plausibel erklärt, warum etwas gut oder eben nicht gut ist.
🤓 Meine Liste mit potenziell problematischen Inhaltsstoffen 🤓
Die in der unten stehenden Liste genannten Inhaltsstoffe habe ich im Laufe der Zeit und im Zuge meiner Recherchen identifiziert. Ich schließe nicht aus, dass die Stoffe auf manchen Häuten gut funktionieren - meiner Erfahrung nach war das eben nicht so.
Tipps zur Verwendung meiner Liste
Die unten stehende Liste ist so gedacht, dass wenn du ein Pflege- oder Kosmetikprodukt verwendest und das Gefühl hast, dass du es nicht verträgst (deine Intuition ist hier auch ganz wichtig!), du hier nachsehen kannst, ob einer der genannten Stoffe enthalten ist.
Wenn ja, muss das noch nicht heißen, dass der verdächtigte Stoff tatsächlich der Bösewicht ist. Stattdessen bedeutet es, dass du den Stoff im Hinterkopf behalten solltest und im weiteren Verlauf deines Ausprobierens von Pflegeprodukten beobachten kannst, ob vielleicht immer der Stoff XYZ enthalten ist, wenn deine Haut ausflippt.
Minimalistische Routine als "sicherer Hafen"
Das mag am Anfang, wenn du noch viele Produkte verwendest, die nicht rosaceafreundlich sind, schwierig sein. Deshalb würde ich dir empfehlen, mit meiner hier vorgeschlagenen Pflegeroutine zu starten. Wenn du alles gut verträgst und nach ein paar Wochen oder Monaten das Bedürfnis hast, ein anderen Produkt dazu zu nehmen oder auszutauschen, kannst du dich dann an meiner Liste orientieren.
Wichtig ist es, dass du eine Pflegeroutine findest, die dir als "sicherer Hafen" dient, in den du von deinen "Ausprobier-Reisen" zurück kehren kannst, bis sich deine Haut wieder beruhigt hat. Hier liest du mehr dazu, wie du dir eine Pflegeroutine aufbaust.
🤔 Woran merkt man, dass man ein Produkt nicht verträgt? 🤔
Zwei Reaktions-Typen
Aber zunächst einmal die Frage: woran merkt man, dass man ein Produkt nicht verträgt? Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Reaktions-Typen:
- Entweder deine Haut reagiert sofort mit Symptomen, oder
- die Unverträglichkeit zeigt sich eher so, dass deine Haut langfristig nicht wirklich zur Ruhe kommen mag.
Diese Option ist natürlich deutlich schwerer zu erkennen, da eine schwache und/oder verzögerte Reaktion der Haut nicht so einfach zu identifizieren ist. Da muss man schon genau alle anderen möglichen Faktoren mit im Blick haben und sich sicher sein, dass man sonst recht viel richtig macht, und es eigentlich nur an dem neu eingeführten Produkt mit Wirkstoff xy liegen kann.
Diese Faktoren sollte man bei einer Hautreaktion auch immer Blick haben
Generell gibt es eine Menge Faktoren außer "schlechten" Inhaltsstoffen, die dazu beitragen, dass die Rosacea sich verschlechtert oder nicht zur Ruhe kommt. Ich rede hier zum Beispiel von:
- Krankheit,
- Stress,
- die bevorstehende Menstruation und andere hormonelle Ursachen
- den Konsum von viel Süßem,
- Medikamente,
- die Länge, die ein Produkt mit einem potentiell problematischen Inhaltsstoff auf der Haut verbleibt. Ein Waschgel wird ja z.B. wieder abgewaschen - trotzdem kann Wirkstoff xyz dann potentiell reizend wirken...
🚨 Emulgatoren, Fette, Buttern und Öle 🚨
- Meiner Erfahrung nach sind die meisten Fette, Buttern (sheabutter, mango seed butter,...) und Öle bei Rosacea eher unverträglich - zu fett, zu reichhaltig, teilweise zu aktivierend durch die Fettbegleitstoffe, etc. Deshalb liste ich an der Stelle nur die Öle auf, die bei mir meist gut funktionieren:
- Caprylic Capric Triglyceride (Neutralöl) - Vertrage ich überall im Gesicht
- Squalane - Wird meist ganz gut vertragen.
- Helianthus Annuus Seed Oil - Wenn es eher am Ende der Inci-Liste steht.
Vertrage ich überall im Gesicht außer der Stirn. - Zu hohe Fettphasen. Der Anteil von Fetten, Ölen, Buttern, etc. in einem Produkt sollte nicht zu hoch sein. Wie hoch dieser Fettanteil maximal sein sollte, ist schwierig zu sagen. Auch gibt nicht jeder Hersteller den Fettanteil auf der Verpackung an. Wenn du aber eine stark glänzende Schicht auf deiner Haut merkst und dass die Creme die Haut abzudichten scheint, könnte das ein Hinweis darauf sein. Generell sind Salben, Balsame, etc. eher zu meiden. Leichte Emulsionen sind zu bevorzugen.
- Manchmal ist es auch die Menge einer Creme, die verwendet wird. Zu viel = eher schlecht. gehe sparsam mit Cremes um und verwende unter der Sonnencreme eher nur wasserbasierte Produkte und keine weitere Creme.
- Glyceryl Stereate (Citrate) - rückfettender Emulgator
- Lecithin
- Hydrogenated Phosphatidylcholine
- Polysorbate
- Cera alba/Wachs. Aber teils wird es auch vertragen.
- Lanolin
🚨 Alkohole 🚨
- Alkohol (Alcohol) in zu großen Mengen (weit vorne in der Inci-Liste)
🚨 Silikone und Mineralöle 🚨
- Silikone und Mineralöle sind nicht grundsätzlich schlecht (da sie die Haut an sich nicht reizen), können aber mitunter abdichtend wirken und damit Flushs begünstigen. Bei Akne habe ich zudem immer vermutet, dass sie Entzündungen begünstigen.
Silikone findest du in der Inhaltsstoffliste meist unter DIMETHICONE, CYCLOPENTASILOXANE, DIMETHICONOL, PHENYL TRIMETHICONE, AMODIMETHICONE und CYCLOMETHICONE.
Hier findest du eine ausführlichere Liste.
Mineralöle findest du meist unter Cera Microcristallina (Microcristallina Wax), Ceresin, Mineral Oil, Ozokerite, Paraffin, Paraffinum Liquidum.
🚨 Waschsubstanzen/Tenside 🚨
- Selten kommt es vor, dass gar keine Waschsubstanzen vertragen werden. Dann am besten auf ein Reinigungsprodukt ohne diese klassischen Tenside umsteigen. Zum Beispiel diese hier.
- Sodium Laureth Sulfate - Hier gibt's einen tollen Beitrag über Tenside.
- Cocamidopropyl Betaine - Hier gibt's eine Studie dazu.
- (Fein-)Seifen. Sie reagieren in wässriger Lösung alkalisch (der pH-Wert übersteigt über den hautgesunden pH-Wert von um 5 deutlich). Auf der Inci-Liste können sie u.a. unter den folgenden Namen auftauchen:
Potassium Stereate
Sodium Cocoate
Sodium Olivate
Sodium Palmate
Sodium Palmitate
Sodium Stereate
🚨 Ätherische Öle und Parfüms 🚨
- Parfum
- Duftstoffe (auch ätherische Öle jeglicher Art zählen dazu), die als allergieauslösend gelten, müssen laut EU-Kosmetikverordnung in der Inci-Liste aufgeführt werden, da sie als allergieauslösend gelten. Sie ist unglaublich lang, deshalb führe ich nur ein paar Beispiele auf. Die komplette Liste findest du hier.
Benzyl Alcohol
Coumarin
Citral
Geranial
Eugenol
Benzyl salicylate
Cinnamal
Farnesol
Linalool
Benzyl benzoate
Citronellol
Limonene ... - Menthol
🚨 Wirkstoffe, Pflanzenextrakte & Co. 🚨
- Fermentiertes (in diesem Produkt vertrage ich es z.B. aber... 😅)
- (Zu) viele (Pflanzen-)Extrakte - Erkennbar am Zusatz "extract" in der Inci-Liste)
- Aloe Barbadensis Leaf Juice - wenn in hohen Konzentrationen
- Hamamelis
- Lactic Acid
- Xylitylglucoside, Anhydroxylitol, Xylitol
- Saccharide Isomerate
- Ectoin
- Butylene Glycol
- Propylenglycol
- Niacinamide
- Retinol - oft zu aggressiv
- Urea
- Bei entsprechender Sensitivität: Salicylate
🚨 Peelings 🚨
- Generell zu starke (wird in % angegeben) und zu saure Peelings
- BHA/Salicylsäure
- Lactic Acid
🚨 Sonnenschutzfilter 🚨
- Octocrylene
- Bei entsprechender Sensitivität: Salicylathaltige Sonnenschutzfilter
🚨 Konservierungsstoffe 🚨
- Citric Acid - Kommt manchmal (eher selten) bei entsprechender Unverträglichkeit vor.
🚨 Therapeutische Cremes und Gels vom Hautarzt 🚨
Skinoren Gel (Azelainsäure)
Azelainsäure (kann leicht brennen - normale Reaktion auf den Wirkstoff), Lecithin, mittelkettige Triglyceride, Polysorbat 80, Propylenglycol, Carbomer 980, Natriumhydroxid, Dinatriumedetat, gereinigtes Wasser und Benzoesäure (E 210).
Skinoren Creme (Azelainsäure)
Azelainsäure (kann leicht brennen - normale Reaktion auf den Wirkstoff), Benzoesäure (E210), Hexadecyl/octadecyl)(2-ethylhexanoat), Glycerol 85%, Glyceryl Stearate, Cetearyl Alcohol, Cetyl Palmitate, Cocoglycerides, Propylenglycol, gereinigtes Wasser, Macrogolglycerolstearate .
Wer die Skinoren-Produkte nicht verträgt, kann versuchen, dieses Serum in die Routine einbauen (nach Reinigung und optionalem Spray morgens und/oder abends).
Rosiced (Metronidazolcreme)
Diese Formulierung ist im Vergleich noch am ehesten zu empfehlen.
Metronidazol, (RS)-Glycerol-1-myristat, Glycerol laurat, Carbomer 981, Natriumhydroxid, Wasser, gereinigtes, Citronensäure, Propylenglycol
Metronidazol in Wolff Basiscreme
Aqua, Decyl Oleate, Glyceryl Stearate, Palmitic Acid, Stearic Acid, Ceteareth-3, Linoleic Acid, Tromethamine, Cera Alba, Parfum, Methylparaben, Sodium Ethylparaben, Metronidazol
Metrocreme (Galderma)
Metronidazol, Wachs, Polysorbat 60, Sorbitol, Glycerol, Isopropyl palmitat, Benzylalkohol, Milchsäure, Wasser, gereinigtes
Metrogel (Galderma)
Diese Formulierung ist im Vergleich noch am ehesten zu empfehlen:
Metronidazol, Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat, Carbomer 940, Propylenglycol, Dinatrium edetat-2-Wasser, Natriumhydroxid, Wasser
Soolantra (Ivermectin)
Ivermectin, Glycerol Isopropylpalmitat, Carbomer, Dimeticon (Silikon), Natriumedetat, Citronensäure-Monohydrat, Cetylalkohol, Stearylalkohol, Macrogolcetylstearylether, Sorbitanstearat, Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat, Phenoxyethanol, Propylenglycol, Natriumhydroxid-Lösung
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