Vitamin K - Wundermittel für Rosacea-Haut?
Es gibt Vitamine, mit denen können die meisten Menschen etwas anfangen. Wie zum Beispiel die Vitamine C (von denen übrigens in Paprika viel mehr drin ist, als in Zitrusfrüchten), E oder A. Und dann gibt es da noch das Vitamin K. Eigentlich handelt es sich dabei aber nicht um eine einzelne Verbindung, sondern vielmehr um eine Vielzahl chemisch verwandter Moleküle, sogenannter Vitamere, mit ähnlicher biologischer Vitaminwirkung.
Von Bedeutung sind im menschlichen Stoffwechsel aber nur das Vitamin K1 (auch Phyllochinon) und Vitamin K2 (Menachinon).
Das „K“ steht für Koagulation, was kurz gesagt die Gerinnung von Blut oder Lymphe bezeichnet. Vitamin K kontrolliert also unter anderem die Prozesse der Blutgerinnung.
Während Vitamin K1 hauptsächlich über die pflanzliche Ernährung, zum Beispiel durch Grünkohl oder Brokkoli (dazu später mehr) aufgenommen wird, wird Vitamin K2 im Darm durch Bakterien gebildet. Man geht jedoch davon aus, dass dieses selbst gebildete Vitamin K für die Versorgung kaum eine Rolle spielt. Quelle
👀 Angebliche Wirkungen von Vitamin K 👀
Im Internet kursieren viele Aussagen über Vitamin K (womit meist das Vitamin K1 gemeint ist) und seine Wirkung in bzw. auf der Haut. Die meisten davon beziehen sich auf seine mutmaßliche Fähigkeit dunkle Ringe unter den Augen zu reduzieren (diese haben ihre Ursache wahrscheinlich unter anderem in den durchscheinenden feinen Blutgefäße unter der zarten Haut der Augen), wundheilungsfördernd zu wirken und angeblich eben auch Blutgefäße zu stabilisieren.
Letzteres würde von großem Vorteil für die Rosacea-Haut sein. Denn bei der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung kommt es in den verschiedenen Stadien zur Erweiterung und auch der Neubildung von feinen Blutgefäßen unter der Hautoberfläche. Würden diese stabilisiert und dadurch weniger durchscheinend, ließe sich möglicherweise eine Verbesserung des Gesamterscheinungsbilds erreichen.
Hört sich gut an! Aber wie sieht es mit der Faktenlage zu diesen Aussagen aus?
🕵️♀️ Faktencheck Vitamin K 🕵️♀️
Vitamin K und dunkle Augenringe
Tatsächlich ist es so, dass die meisten Studien einem gründlicheren Check nicht wirklich standhalten. So wurde in einer achtwöchigen Studie, die im Journal of Cosmetic Dermatology (April 2004, Seite 73) veröffentlicht wurde, untersucht, ob ein Gel mit 2% Vitamin K sowie 0.1% Retinol, Vitamin E und Vitamin C bei dunklen Augenringen helfen konnte. Zum einen gaben unter die Hälfte 57 Studienteilnehmer an, dass das Gel nur leichte bis moderate Wirkung zeigte, zum anderen ist unklar, ob der kleine Erfolg wirklich vom Vitamin K oder nicht auch von den weiteren Inhaltsstoffen des Gels abhing. Quelle
In einer anderen Studie wurde 1% Vitamin K1 gegen dunkle Augenringe angewandt. Zwar wurden Erfolge bemerkt, jedoch war in der Formulierung ebenso Koffein und Emuöl enthalten. Völlig unklar also, wodurch die Verbesserung zustande kam, auch wenn die Autoren der Studie das Vitamin K als verantwortlichen Wirkstoff nannten. Quelle
Vitamin K und Wundheilung
Zwei Studien (eine im Tierversuch, eine an Patienten) kamen die Forscher zum Schluss, dass ein Minimum von 1% Wirkstoffkonzentration des Vitamins K1 eine positive Auswirkung auf die Wundheilung hat. Quelle und Quelle
Vitamin K nach Laser-Behandlung
Eine Studie kam zum Ergebnis, dass die durch einen Farbstofflaser entstandenen Purpura (rötlich-blaue Flecken, die an den Stellen entstehen können, wo der Laser eingesetzt wurde), besser abheilten, wenn eine Creme aus Vitamin K und Retinol eingesetzt wurde. Quelle
Vitamin K und Rosacea
Zunächst einmal: mir ist keine (relevante) Studie bekannt, die sich mit dem Thema Rosacea und Vitamin K, äußerlich aufgetragen oder innerlich eingenommen, beschäftigt. Das muss natürlich nicht heißen, dass nicht irgendwo tatsächlich doch eine existiert…
Eine englischsprachige Gesundheitsseite macht klar, wie es zu der Annahme kommt, dass Vitamin K rote Äderchen verschwinden lassen soll – hier allerdings in Bezug auf die Besenreiser. So erklärt Neal Reynolds, der Gründer der „Vein Clinic“ in South Carolina, dass es zwar wahr sei, dass Vitamin K unter anderem wichtig für das Gefäßsystem und die Blutgerinnung sei, dies bedeute aber nicht, dass es sichtbare Äderchen – wie bei Besenreisern – zum Verschwinden bringen könne. Neal Reynolds macht deshalb zu Beginn des Berichts gleich klar, dass es keinerlei Beweis gibt, dass sich Vitamin K positiv auf die Gesundheit der Venen auswirkt. Zudem sei ihm in seiner Berufspraxis kein Fall bekannt, bei dem das Vitamin Besenreiser zum Verschwinden gebracht hätte. Quelle
🤔 Trotzdem einen Versuch wert? 🤔
Die meisten der im Internet zu lesenden Berichte über Vitamin K und Rosacea scheinen eher auf persönlichen Erfahrungen von Betroffenen zu basieren, als auf existierenden wissenschaftlichen Grundlagen.
Natürlich ist mir selbst als Rosacea-Betroffene bewusst, dass man sich an jeden Strohhalm potentieller Hilfe für das Hautproblem klammert und alles probiert. Kritisch hinterfragen sollte man die zahlreichen Werbeaussagen der Kosmetikhersteller trotzdem. So wäre auch, selbst wenn Vitamin K ein Wunderstoff gegen erweiterte Äderchen wäre, noch lange nicht gesagt, dass es in einer bestehenden Formulierung, z.B. eines Serums, tatsächlich durch die Haut bis zum Ort des Geschehens, den Äderchen, durchdringen und dort etwas bewirken könnte.
Keinesfalls will ich aber die positiven Erfahrungen mancher Rosacea-Betroffener mit Vitamin K leugnen! Alle, die es auch gerne einmal mit Vitamin K versuchen möchten, sollten weiterlesen!
🧴 Produkte mit Vitamin K1 zum Auftragen auf die Haut 🧴
Tatsächlich ist es so, dass Vitamin K1 (Inci-Name Phytonadione) in EU-Mitgliedsstaaten als Kosmetikwirkstoff verboten ist. Quelle
Die Begründung:
Vitamin K1 has been demonstrated to be a contact allergen in man and well documented case reports illustrate that its use in cosmetic products has caused allergic contact dermatitis. Such case reports are illustrative as the burden can only be determined when it is known how many individuals being evaluated for eczematous skin conditions have been patch tested to Vitamin K1 and how many have used Vitamin K1-containing cosmetics.
Phytonadion ist kurz gesagt als Inhaltsstoff in kosmetischen Mitteln als nicht sicher bewertet worden, da es evtl. Hautallergien verursachen kann.
💊 Nahrungsergänzung mit Vitamin K2 💊
Bei Produkten zur Einnahme handelt es sich meist um Öle, in denen das Vitamin K2 gelöst ist. Ich empfehle das nachfolgend abgebildete Produkt, weil es schön minimalistisch formuliert ist.
Es gibt jedoch auch empfehlenswerte Kombipräparate, oft mit Vitamin D, so wie das folgende.
Bei der Einnahme hältst du dich am besten an die Angaben des Herstellers. Übrigens: Vitamin K ist auch in hohen Dosen nicht toxisch.
🥬 Auf die natürliche Art: Lebensmittel mit Vitamin K 🥬
Die durchschnittliche empfohlene Tagesdosis des Vitamin K beträgt 60–65 µg für Frauen und 70–80 µg für Männer.
Besonders Vitamin K-reich sind beispielsweise Grünkohl (725 µg/100g) oder Rosenkohl (236 µg/100g). Da das Vitamin hitzestabil ist, kann das Gemüse problemlos erhitzt werden.
Wer möchte, kann auch Grünkohlpulver verwenden, zum Beispiel in dem es in den Smoothie gemixt oder in die Suppe gegeben wird etc. Da der Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig ist, kannst du dir das Pulver in eine Tasse Brühe (ohne Hefeextrakt – der wird bei Rosacea oft nicht so gut vertragen) rühren. Zusätzlich kannst du einen Schuss Öl dazu geben, da Vitamin K fettlöslich ist.
Dazu sei aber gesagt, dass die Bioverfügbarkeit von Vitamin K stark variiert, je nachdem
(…) ob es über grünes Blattgemüse oder über pflanzliche Öle aufgenommen wird (...). Die Resorption aus grünem Blattgemüse erfolgt sehr viel schlechter, da Phyllochinon sehr fest in den Chloroplasten verankert ist. Quelle
Viel Vitamin K ist beispielsweise auch in Traubenkernöl enthalten. Quelle
Eine Liste mit den Vitamin K-Gehalten von Produkten findest du hier.
⚠️ Vitamin K und die Einnahme von Blutgerinnungshemmern ⚠️
Sollten Menschen, die Blutgerinnungshemmer wie Marcumar einnehmen auf die Vitamin K-Einnahme und die Zufuhr von stark Vitamin K-haltigen Lebensmitteln verzichten?
Auf der Seite der Deutschen Herzstiftung wird hierauf die folgende Antwort gegeben:
„Zwar kann eine vermehrte Vitamin-K-Aufnahme die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Marcumar oder auch Falithrom abschwächen, allerdings ist das kein Grund auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie z. B. Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten zu verzichten. Diese Nahrungsmittel gehören zu einer gesundheitsfördernden Ernährung und bereichern den Genuss des Essens. Außerdem ist es möglich, bei einer Ernährungsweise, die eine erhöhte Vitamin-K-Aufnahme beinhaltet, dies durch eine leichte Erhöhung der Marcumar-Dosierung auszugleichen. Allerdings ist es wichtig, den erhöhten Bedarf durch häufigere INR-Bestimmungen festzustellen.”
Sprich also bei der Einnahme von Blutgerinnungshemmern sicherheitshalber immer mit deinem Arzt, bevor du verstärkt Vitamin K – ob nun in Form von Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln – konsumierst!
🤒 Vitamin K-Mangel und Symptome 🤒
Menschen mit Essstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen (Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn) oder Leberfunktionsstörungen sollten auf ihren Vitamin K-Spiegel achten, ebenso wie alle, die Blutverdünner und Antibiotika einnehmen müssen.
Symptome eines Mangels:
Vitamin K-Mangel verzögert die Blutgerinnung und kann für die verstärkte Blutung nach einer Verletzung verantwortlich sein. Auch die leichte Bildung blauer Flecken (Hämatome), Purpura (effloreszenzartige Hautblutungen), Nasenbluten sowie Magen-Darm- und Schleimhautblutungen können durch einen Vitamin K-Mangel verursacht werden. Quelle
👉 Fazit 👈
Wie du nun weißt, gibt es leider keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, die für eine Wirkung des Vitamin K gegen rote Äderchen sprechen. Dennoch gibt es einige Rosacea-Betroffene, die von positiven Erfahrungen nach der Einnahme oder dem Auftragen des Vitamins sprechen.
Wie so oft bist also du gefragt: Probiere am besten selbst aus, ob Vitamin K bei dir eine Wirkung zeigt!
Ich selbst nehme Vitamin K in Form eines Kombipräparates mit Vitamin D ein, kann aber nicht sagen, ob es etwas für meine Haut tut.
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