Gladskin bei Rosacea - Hilft es wirklich?

Es gibt viele Kosmetikfirmen, die spezielle Produkte für die chronisch-entzündliche Hautkrankheit Rosacea anbieten. Als Betroffene/r nimmt man diese Art von Angeboten gerne an, denn da man bislang nicht weiß, wie die Erkrankung entsteht, ist man auf Cremes & Co. (auch therapeutische) angewiesen, die zwar nicht die Ursache, aber zumindest die Symptome der Erkrankung bekämpfen.

Eine Hautpflege-Marke, die ihr Angebot an Problemhäute richtet, ist Gladskin. Sie gehört zur niederländischen Firma Micreos Human Health B.V., die im Bereich der Biotechnologie tätig ist. Sie hat Staphefekt™ entwickelt, eine Substanz, die auch in den Rosacea-Pflegeprodukten des Unternehmens vorkommt.

Hinweis: Das Unternehmen hat mir zwei kostenlose Produkte zum Testen zugeschickt:

• Face Wash (ohne den Wirkstoff Staphefekt™) und das
• RosaceAR Gel (hier ist Staphefekt enthalten).

Das Gel und die Wirkweise hinter Staphefekt™ sowie meine Erfahrungen möchte ich euch ehrlich und transparent in diesem Blog-Post schildern.

🦠 Das Bakterium Staphylococcus aureus 🦠

Die Substanz Staphefekt™ wirkt laut Gladskin gegen Entzündungen,  die durch das Bakterium Staphylococcus aureus (S. aureus) ausgelöst werden.

Die Endolysin-Technologie von Gladskin, Staphefekt™, hat die Eigenschaft, nur S. aureus-Bakterien anzugreifen und abzutöten, während der Rest des Mikrobioms ungestört bleibt.
Im Gegensatz zu Antibiotika ist eine Resistenz gegen dieses sicher konzipierte Enzym nicht zu erwarten. Bei vielen Hauterkrankungen führt die gezielte Beseitigung der auf der Epidermis vorhandenen S. aureus zu einer Linderung innerhalb von 7 Tagen. Quelle

Da die Ursachen für die Rosacea bislang wie schon gesagt unbekannt sind, handelt es sich bei Gladskin um ein Produkt - und daraus macht der Hersteller auch keinen Hehl -, das nur auf der Symptomebene (antientzündlich) wirkt. Das tun aber eigentlich alle Produkte auf dem Markt, da die Ursachen von Rosacea unbekannt sind und man daher auch nur auf der Symptomebene ansetzen kann.
Ganz wichtig: Wirken tut Gladskin mit seinem Staphefekt™ aber nur dann, wenn bei den Entzündungssymptomen der Haut auch tatsächlich das Bakterium S. aureus beteiligt sein sollte.

🤔 Spielt Staphylococcus aureus bei Rosacea überhaupt eine Rolle? 🤔

Derzeit gibt es verschiedene Theorien zur Entstehung von Rosacea, die von einer fehlgeleiteten Immunantwort der Haut bis hin zum Einfluss von UV-Strahlung und lokalen Entzündungsreaktionen auf Mikroorganismen der Haut reichen. Was den letzt genannten Faktor anbelangt, steht hier aber bislang nicht das von Gladskin genannte Bakterium Staphylococcus aureus als die Rosacea verschlechternder Bösewicht im Mittelpunkt, sondern die Demodexmilbe.

Bei einem Teil der Rosacea-Betroffenen kommen diese Haarbalgmilben aber verstärkt auf der erkrankten Haut vor und können dadurch Symptome auslösen. Hier soll der äußerlich aufgetragene Wirkstoff Ivermectin (Soolantra) helfen. Er wird vom Dermatologen verschrieben.

Aus der Demodexmilbe konnte zudem ein spezielles Bakterium isoliert werden, Bacillus oleronius, das Stoffe produziert, auf die Menschen mit Rosacea reagieren, dies berichteten Wissenschaftler im Fachmagazin „Journal of Medical Microbiology“. Sobald die Milben absterben, gelangen diese in ihnen wohnenden Bakterien ins Hautgewebe, wo sie zum Gewebeabbau beitragen und entzündliche Prozesse begünstigen. Dr. Kevin Kavanagh und Kollegen fanden im Rahmen eines Studie an der National University of Ireland-Maynooth heraus, dass B. oleronius eine entzündliche Antwort in 79% der von Rosacea Stadium II betroffenen Menschen hervorrief.

Übrigens soll auch das Bakterium Staphylococcus epidermidis an der Krankheitsentwicklung der Rosacea eine wichtige Rolle spielen – vor allem bei Rosacea Stadium II und bei Beteiligung der Augen. Quelle

🔎 Warum dann Staphefekt™ bei Rosacea? 🔎

Während die Beteiligung des Bakteriums S. aureus, auf das Gladskins Staphefekt abzielt, bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis wissenschaftlich gut erforscht ist (Info z.B. hier oder hier), spielte das Bakterium bei der Erforschung der Rosacea bislang also eigentlich eine untergeordnete Rolle.

Meine Fragen an Gladskin

Ich habe Gladskin gefragt: „Wieso spielt bei ihnen ein anderes Bakterium die 'Hauptrolle' bei Rosacea? Sie sind meines Wissens nach das einzige Unternehmen, die dem S. aureus eine Rolle bei Rosacea einräumt.“

Die Antwort von Dr. Bettina Hofer von Micreos/Gladskin lautete:

Wenn wir von einer zentralen Rolle des S. aureus-Bakteriums bei Rosacea ausgehen, beziehen wir uns ausdrücklich auf die entzündlichen Symptome und/oder den papulopustulären Typ der Rosacea. Gegen erweiterte Gefäße, ‚Hitzewallung‘ und deregulierte Durchblutung im Gesicht (erythematöser Typ) können wir mit unserem Wirkstoff nichts ausrichten.
Bei Rosacea treten jedoch  häufig verschiedene Entzündungsanzeichen auf, die sich als Schuppungen, Rötungen, Brennen, Pusteln, Juckreiz, etc. bemerkbar machen können. Hinzu kommt, dass die Hautbarriere bei Rosacea geschädigt ist. Der Behandlungsansatz mit Gladskin fußt darauf, dass S. aureus an den meisten (Haut-) Infektionen ursächlich oder verstärkend beteiligt ist. Bei vielen Menschen ist er dauerhaft (20%) oder vorübergehend (60%) auf der Haut zu finden. Bei einer geschädigten Hautbarriere dringt der Keim in die obersten Hautschichten ein und verursacht oder verstärkt Entzündungssymptome.
Gladskin mit dem Enzym Staphefekt bekämpft gezielt S. aureus und kann diese Symptome in den weitaus meisten Fällen bei regelmäßiger Anwendung lindern.

Ich fragte Gladskin außerdem: „Gibt es Studien (eigene und fremde), die einen Zusammenhang zwischen S. aureus und Rosacea belegen?“

Dr. Bettina Hofer von Micreos/Gladskin antwortete hierauf:

Es gibt leider zu Zeit noch keine veröffentlichten Studien, die diesen Zusammenhang wissenschaftlich oder medizinisch belegen. Einzelfallstudien (in niederländischen Kliniken) und Produkttests – u. a. mit der Dt. Rosazea Hilfe e. V. und im Rosazea-Journal 16/1 publiziert –  zeigten jedoch sehr gute Ergebnisse. (...)

📃 Auf diese Studien beruft sich Gladskin 📃

• Die von Dr. Hofer genannte Publikation habe ich mir genauer angesehen:
  Bezüglich der Wirksamkeit des Produktes bezieht sich Gladskin/Micreos zudem auch auf eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Rosazea Hilfe, die 2015 stattfand. 250 registrierte Mitglieder wurden Gel und Creme mit Staphefekt™ an diese verschickt. Nach vier bis sechs Wochen Anwendung wurden die Teilnehmer um Beantwortung von Fragebögen gebeten. 50 Personen schickten ihre Ergebnisse ein. Von ihnen hatten über 50% beide Produkte verwendet; 24% nur eines der Produkte. 70% berichteten, dass sich ihre Symptome gebessert hatten; vor allem Rötungen, Pusteln und Hautbrennen hatten abgenommen. 20 Prozent der Teilnehmer sahen übrigens keine Wirkung. Quelle
  Klingt auf den ersten Blick ganz gut. Jedoch: ein fragebogenbasierter Test ist leider immer etwas schwer einzuschätzen ist und kann deshalb lediglich ein Wegweiser in eine Richtung sein… Warum? Weil keine ärztliche Kontrolle stattfand, die sicherstellt, dass die Ergebnisse auch wissenschaftlich verwertbar sind. Eine eigene Einschätzung ist und bleibt eben doch sehr subjektiv und die Ergebnisse können von vielen Umständen beeinflusst werden, die nichts mit dem Wirkstoff zu tun haben.
• In einer weiteren Studie geht es zwar um die Atopische Dermatitis/Ekzem, aber auch für die Rosacea kann man darauf etwas ableiten.
  Denn in der Studie geht es sehr vereinfacht gesagt darum dass S. aureus auf bestimmte Spaltungsvorgänge auf der Haut (Proteasen) einwirkt und so das Entzündungs-/Krankheitsgeschehen vorantreibt. Da das Entzündungsgeschehen auch bei der Rosacea durch solche fehlgeleiteten Spaltungsvorgänge (genauer durch ein erhöhtes Level an Kallikrein-5) gekennzeichnet ist, würde es Sinn machen, auch hier nochmal genauer zu untersuchen, ob auch bei der Rosacea das S. aureus diese Spaltungsvorgänge negativ beeinflusst. Das schreiben auch die Autoren der Studie im Fazit:

These observations also inspire further investigation into how bacteria may influence other diseases mediated by KLK activity such as Rosacea (...). Quelle

• S. aureus kann über seine den Toll-like-receptor 2 (TLR2) stimulierende Eigenschaften auf die Rosacea (und Akne) einen Einfluss nehmen. Quelle
  Der TLR2 ist bei der Rosacea grob gesagt unter anderem für das krankheitsbedingt verstärkte Entzündungsgeschehen mit verantwortlich, indem er entzündungsfördernde Abwehrreaktionen der Haut auf Bakterien etc. auslöst. Erhöhte Aktivität des TLR2 resultiert in einer erhöhten Aktivität von Kallikrein-5. Das deckt sich also mit den Ergebnissen der zuvor genannte Studie.

Wir haben also viele Hinweise auf eine mögliche positive Wirkung von S. aureus auf das Entzündungsgeschehen bei Rosacea, aber keine explizite Erkenntnis. Das ist oft so in der Wissenschaft.

🤓 Meine Erfahrung und andere Berichte zum RosaceAR Gel und dem Facewash 🤓

Trotz recht dünner Datenlage kann es natürlich trotzdem so sein, dass Menschen, die Gladskin-Produkte verwenden, sie als hilfreich erleben. Warum nicht also einen Blick darauf zu werfen, was Anwender über die Gladskin Rosacea-Produkte sagen. Zunächst aber eine kurze Info dazu, wie ich das Gel und das Facewash empfunden habe.

Meine Erfahrung mit dem RosaceAR Gel von Gladskin

Vorab: Ich bin sicherlich nicht die beste Kandidatin gewesen, um das Gel zu testen, da meine Haut zu dem Zeitpunkt leider (oder zum Glück) keine Entzündungen aufwies. Generell kann ich aber sagen, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass das Gel etwas für meine Haut tut. Das mag bei einer Person, die akute Entzündungen (Stadium 2) hat oder unter einer Rosacea/Akne-Mischform mit stärkeren Symptomen leidet, natürlich anders sein.
Was ich aber sagen kann, ist, dass ich auf lange Sicht nicht so gute Erfahrungen mit Propylene Glycol (siehe auch diese Liste) gemacht habe - das habe ich im Laufe des Zeit nach der Verwendung verschiedener Produkte mit dem Hilfsstoff festgestellt. Konkret hat der Stoff, der in vielen Produkten enthalten ist, hat meiner zu Unreinheiten neigenden Haut nicht gut getan.

Inhaltsstoffe: AQUA (WATER), PROPYLENE GLYCOL, HYDROXYPROPYL METHYLCELLULOSE, GLYCERIN, ARGININE HCL, SODIUM CHLORIDE, TROMETAMOL, STAPHEFEKT™ SA.100 C2.4, CALCIUM CHLORIDE

Die Produkte haben laut Hersteller keine Nebenwirkungen.

Meine Erfahrung mit dem Facewash von Gladskin

Den Facewash hingegen fand ich ganz gut und angenehm in der Verwendung. Es handelt sich um ein Gel-to-Milk-Produkt. Ich würde es eher abends verwenden und danach immer noch im zweiten Schritt der Reinigung ein Waschgel verwenden.

Der Hersteller empfiehlt die folgende Anwendung:

Mit feuchten Händen auf die trockene oder leicht feuchte Haut auftragen. Sanft einmassieren und mit lauwarmem Wasser abspülen.

Inhaltsstoffe: HYDROGENATED POLYDECENE, GLYCERIN, SUCROSE PALMITATE, TOCOPHERYL ACETATE

Andere Erfahrungsberichte

Schaut man auf der Gladskin-Seite findet man überwiegend positive Bewertungen: die Nutzer vergaben - Stand heute - im Durchschnitt 8,7 Sterne (540 Bewertungen). Das klingt gut, aber mich interessieren vor allem die Erfahrungen auf unabhängigen Seiten/Blogs etc.

• Auf dem Blog CardamonChai findet sich ein positiver Bericht der Autorin, die Gel und Creme getestet hat. Fairerweise vorab die Info: Sie hat die Produkte kostenlos zugeschickt bekommen, was aber ihre Meinung, so schreibt sie glaubwürdig, nicht beeinflusst. Die Creme war ihr im Endeffekt zu schwer, beim Gel bildete sie sich ein, eine Verbesserung des Hautbildes zu bemerken.
• Ich bin außerdem noch auf die österreichische Webseite hautinfo.at gestoßen. 2017 testeten und bewerteten 20 Rosacea-Betroffene die Rosacea-Produkte von Gladskin kostenlos. 75% sagten, ihre Beschwerden hätten ein wenig nachgelassen; 16,67% sagten, sie hätten stark nachgelassen; 8,33% sagten, die Beschwerden nahmen zu.
• Der Vollständigkeit halber auch die Amazon-Bewertungen: das Gel ist mit 3,3 von 5 Sternen (11 Bewertungen) bewertet; Die Creme kommt auf 4,2 von 5 (18 Bewertungen).

⚠️ Infos zur Anwendung von Gladskin Rosacea ⚠️

Solltest du die Gladskin Rosacea-Produkte ausprobieren wollen, sind folgende Infos für dich nützlich:

• Wende die Produkte 2 Mal am Tag an.
• Trage die Produkte dünn auf den betroffenen Hautstellen auf.
• Lasse sie mindestens 5-10 Minuten einwirken und fahre dann mit der Pflege fort.
• Verwende die Produkte mindestens 4-6 Wochen, um eine Verbesserung zu sehen. Danach kannst du sie weiter verwenden. Bei manchen kann es auch länger dauern, bis sich eine Verbesserung einstellt.
• Wenn die S. aureus Bakterien nicht der Grund für deine entzündlichen Hautsymptome sind, wirst du auch keine Verbesserung durch die Produkte bemerken.

👉 Fazit 👈

Was am Hautmikrobiom, also der Gesamtheit aller Bakterien auf unserer Haut, schlecht und was gut ist, lässt sich oft nicht so eindeutig sagen, auch, weil es bislang nicht einhundertprozentig erforscht ist und es bei jedem Menschen anders ist. Nun scheint es aber so zu sein, dass es, zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen - wie einer nicht intakten Hautbarriere - ein eigentlich harmloses Bakterium wie S. aureus Beschwerden verursachen und Entzündungssymptome hervorrufen oder verstärken kann.

Es gibt Hinweise, dass S- aureus bei einer Rosacea im 2. Stadium (mit Pusteln) evtl. hilfreich sein könnte - konkrete Studien sind bislang Mangelware.

Wenn du unter Rosacea Stadium II mit Entzündungen und Pusteln (oder einer Mischform Akne-Rosacea) leidest, kannst du aber durchaus probieren, ob das Gladskin RosaceAR Gel etwas für dich tut. Voraussetzung ist, dass deine Haut mit Propylene Glycol klar kommt.

Die Gladskin Rosacea Creme ist aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eher nicht geeignet.

Auch das FaceWash ist ein gutes Produkt für die sanfte Hautreinigung. Ich würde danach aber immer noch ein Waschgel verwenden.

Die Rosacea-Produkte von Gladskin haben laut Hersteller keine Nebenwirkungen und es gibt auch keine Gewöhnung (also Resistenzbildung) gegen Staphefekt™.

Wenn du eines der Gladskin-Produkte getestet hast, wäre es toll, wenn du deine Erfahrung in den Kommentaren teilst.

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